Es war eine sehr spontane Bergtour. Unsere Tochter fragte, was wir morgen machen und ob wir nicht in die Berge fahren wollen...

Geniale Idee. Erst wollten wir eine ganz andere Tour gehen, die wir alle ein bisschen langweilig fanden. Dann entdeckte unsere Tochter währende der Fahrt im Internet eine geniale Tour am Spitzingsee, ganz nach meinem Geschmack. Keine breiten Wege durch Wald und Wiese, mit Bergsee, über Stock und über Stein, leichte Kletterei und mehrere Gipfelmöglichkeiten.

Die Tour beginnt am Taubenstein zur Rotwand-Hütte, von dort kann man auf den Gipfel rauf und auch wieder runter. Dann läuft der Weg um die Rotwand herum zum Taubenstein-Haus und wieder zurück zum Taubenstein.

Wetter war herrlich, ein bisschen viel Wind... Ich war an diesem Tag nicht so gut drauf, war aber egal, Natur tut gut.

Irgendwie sind wir diese Bergtour anders gelaufen, als wir das wollten und so kam es, dass wir auf einmal von hinten an die grün bewachsene Rotwand kamen. Sieht wunderschön aus und verdammt steil! Also gut, dann wollten wir von dieser Seite rauf. Irgendwann war der Weg, wenn man das so überhaupt bezeichnen darf, nicht mehr gut erkennbar. Es war so steil und windig, links von uns der Abgrund.

Kurz vor dem Ziel, musste ich umdrehen. Auf einmal kamen für mich ganz viele Dinge zusammen und ich schaffte es mental nicht, mich zu überwinden, um die wahrscheinlich letzten Meter zum Gipfel noch zu schaffen. Der Wind blies mir kräftig um die Ohren, ich dachte ich komm hier nie wieder runter und wenn ich jetzt noch ein Stückchen weiter gehen, erst recht nicht. Da ich nicht wusste, wie es auf der anderen Seite aussieht, war meine persönliche Grenze für diesen Tag erreicht...

Die ersten Schritte zurück waren mit wackeligen Knieen, dann ging es wieder besser. Schließlich sind wir um die Rotwand rum zum Rotwand-Haus. Von dort sieht man die andere Seite der Rotwand, die viel leichter zu gehen ist.

Meine Gedanken waren bei dem „nicht geschafften letzten Wegstück“ und was es mit mir macht. Noch nie habe ich mich in den Bergen so „angestellt“, warum und was war das heute? Gut, das Stück war nicht ohne, aber trotzdem...

Ja, ich kenne meine Grenzen und ich kann sie auch einhalten. Ich kann NEIN sagen und sage damit JA zu mir, zu mir und meiner Situation. Mein EGO tritt in diesem Moment zurück, ich muss mir und auch anderen nichts mehr beweisen. Ich erkenne den Fluss des Lebens, achte auf mein Inneres. Ein „nicht so gut drauf“ Tag darf mal sein, deshalb muss ich mich aber nicht „schlecht“ fühlen!

Dieser Ausflug war für mich etwas ganz tolles, alles hat gepasst, besonders der liebevolle Umgang unter uns. Es war eine Herausforderung. Auf der Hütte lachten wir über die eine oder andere Situation.

Heute begleitet uns alle der Muskelkater und wir wissen was wir gemacht haben... Wir alle wollen die Tour noch einmal gehen und zwar genau so, wie wir sie gegangen sind. Vielleicht kommt dann auch unser Sohn mit. Ein neuer Versuch für mich diese „unüberwindbare“ Stelle zu überqueren, jetzt da ich ja weiss, wie es auf der anderen Seite aussieht... und wer weiss, vielleicht ist dann alles ganz anders...

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