Ein warmes Herz
“Ohne ein großes, gutes Herz ist das Leben leidvoll und langweilig.
Ein gutes Herz fühlt sich verantwortlich, für das Glück aller Wesen im Universum.
Dann ist das Leben spannend und glücklich.
Vor allem, weil es dem Bewusstsein aller Wesen Frieden bringt.
Lasst uns damit anfangen.“
L.T.Sopa
Drei sind der heiligen Ziele
des Lebens:
Das Finden des Aufgangs
in allen Dingen,
Ein Walten in Kraft
solange es Zeit ist zu wirken,
Und das Bereitsein
nach Gottes Ratschluss und Wink.
Friedrich Doldinger
Hier ist
Amen zu sagen
diese Krönung der Worte die
ins Verborgene zieht
und
Frieden
du großen Augenlid
das alle Unruhe verschließt
mit deinem himmlischen Wimpernkranz
Du leiseste aller Geburten.
Nelly Sachs
Die heiligen Nächte
Dezember-Stimmung am 05. Januar 2013
Adventszeit
An einem Wintermorgen vor Sonnenaufgang
O flaumenleichte Zeit der dunkeln Frühe!
Welch neue Welt bewegst du in mir?
Was ist´s, dass ich auf einmal nun in dir
Von sanfter Wollust meines Daseins glühe?
Einem Kristall gleicht meine Seele nun,
Den noch kein falscher Strahl des Lichts gefroffen;
Zu fluten scheint mein Geist, er scheint zu ruhn,
Dem Eindruck neher Wunderkräfte offen,
Die aus dem klaren Gürtel blauer Luft
Zuletzt ein Zauberwort vor meine Sinne ruft.
Bei hellen Augen glaub´ ich doch zu schwanken;
Ich schliesse sie, dass nicht der Traum entweiche.
Seh´ ich hinab in lichte Feenreiche?
Wer hat den bunten Schwarm von Bildern und Gedanken
Zur Pforte meines Herzen hergeladen,
Die glänzend sich in diesem Busen baden,
Goldfarb´gen Fischlein gleich im Gartenteiche?
Ich höre bald der Hirtenflöten Klänge,
Wie um die Krippe jener Wundernacht,
Bald weinbekänzter Jugend Lustgesänge;
Wer hat das friedenselige Gedränge
In meine traurige Wände hergeracht?
Und welch Gefühl entzückter Stärke,
In dem mein Sinn sich frisch zur Ferne lenkt!
Vom ersten Mark des heut´gen Tags getränkt,
Fühl´ ich mir Mut zu jedem frommen Werke.
Die Seele fliegt, so weit der Himmel reicht,
Der Genius jauchzt in mir. Doch sage!
Warum wird jetzt der Blick von Wehmut feucht?
Ist´s ein verloren Glück, was mich erweicht?
Ist es ein werdendes, was ich im Herzen trage? -
Hinweg, mein Geist! hier gilt kein Stillestehn:
Es ist ein Augenblick, und alles wird verwehn.
Dort, sieh! am Horizont lüpft sich der Vorhang schon.
Es träumt der Tag, nun sei die Nacht entflohn;
Die Purpurlippe, die geschlossen lag,
Haucht, halb geöffnet, süße Atemzüge:
Auf einmal blitzt das Aug´, und wie ein Gott, der Tag
Beginnt im Sprung die königlichen Flüge.
Eduard Mörike
Die heiligen Nächte
November-Stimmung am 04. Januar 2013
Gedenken an die Toten
Schöner Novembertag
Weil die Äste schon kahl sind,
fließt das Licht leichter durch sie,
auch harft übern Fluss her der Wind,
so süß wie noch nie.
Wie eine riesige Frucht
hängt die Sonne im Blau.
Wer sie jetzt nicht mehr sucht,
findet am Dornstrauch die Beere, die schlau
im Laub des Sommers sich barg.
Der Fisch in der kiesigen Bucht
hat Flossen rosenrot,
und steht so still, als wäre
er wie das Schneewittchen im gläsernen Sarg
verzaubert und tot.
Georg Britting
Die heiligen Nächte
Oktober-Stimmung am 03. Januar 2013
Michaelizeit
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gibt ihnen noch zwei südlicher Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt alleine ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke
Die heiligen Nächte
September-Stimmung am 02. Januar 2013
Herbstbild
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält;
denn heut löst sich von den Zweigen nur,
was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Friedrich Hebbel
Die heiligen Nächte
August-Stimmung am 01. Januar 2013
Einsamer nie als August:
Erfüllungsstunde - im Gelände
die roten und die goldenen Brände,
doch wo ist deiner Gärten Lust?
Die Seen hell, die Himmel weich,
die Äcker rein und glänzen leise,
doch wo sind Sieg und Siegsbeweise
aus dem von dir vertretenen Reich?
Wo alles sich durch Glück beweist
und tauscht den Blick und tauscht die Ringe
im Weingeruch, im Rausch der Dinge -:
dienst du dem Gegenglück, dem Geist.
Gottfried Benn
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